Der Kleiber ist ein Kletterakrobat
In unserer heimischen Vogelwelt gibt es zwar Baumkletterer wie die Spechte und Baumläufer, aber keinen Vogel, der so wie der Kleiber (Sitta europaea) sowohl Baumstämme hinauf als auch kopfüber hinunter klettern kann.
Der etwa sperlingsgroße Vogel mit kurzem Schwanz und kompaktem Körperbau trägt ein oberseits blaugrau gefärbtes Gefieder, während die Unterseite orangebraun leuchtet. Mit seinem spitzen und kräftigen Schnabel untersucht er die rissige, oft moos- und flechtenbesetzte Rinde von Baumstämmen nach Insekten und Spinnen. Auch Nüsse und Sämereien gehören zu seinem Speiseplan.
Sein Lebensraum sind Wälder aller Art, Parkanlagen und Gärten mit Baumbestand. Seine Kinderstube richtet er in Baumhöhlen ein, nimmt aber auch gern aufgehängte Nistkästen an, sowohl im Wald als auch in Gärten. Dabei wird die Öffnung der natürlichen Baumhöhle oder des Nistkastens auf die nötige Größe mit Lehm zugemörtelt. Der Vogel erhielt so seinen Namen Kleiber (=Kleber).
Im Winter ist er ein häufig zu beobachtender Gast am Futterhaus.
Text und Bild: Walter Malkmus
Der Bienenfresser - ein Klimagewinner in exotischem Federkleid
Der Bienenfresse (Merops apiaster) gehört zur Familie der Spinte und ist mit seinem exotischen Gefieder unser farbenprächtigster einheimischer Vogel. War er in früheren Jahrzehnten noch eine
südländische Ausnahmeerscheinung, so ist er inzwischen in wärmebegünstigten Gegenden zu einem regelmäßigen Brutvogel geworden.
Auch im Landkreis Main-Spessart kam es in den letzten Jahren immer wieder zu vereinzelten Bruten. Die exotischen, etwas amselgroßen Vögel treffen im Mai aus ihren Winterquartieren im südlichen
Afrika bei uns ein und ziehen bereits im August wieder nach Afrika zurück.
Bienenfresser brüten meist in Kolonien und Süd- und Südosteuropa an Steilufern von Flüssen oder in hügeliger Landschaft mit offenen Sandabbrüchen. Wo diese wie im heimatlichen Raum fehlen, brüten
sie in Sekundärbiotopen wie Sand- und Kiesgruben. Sie graben dabei eine etwa ein Meter lange Erdröhre in weiches Sandmaterial und legen meist 5-7 reinweiße Eier, die Männchen und Weibchen etwas
drei Wochen lang bebrüten. Die ausschlüpfenden Jungvögel werden mit mittelgroßen Fluginsekten gefüttert und verlassen nach rund 30 Tagen die Bruthöhle.
Hauptnahrung der Bienenfresser sind Hautflügler wie Bienen und Wespen, aber auch Käfer, Heuschrecken und Libellen, die sie im Flug erbeuten. Ihre Flugweise mit raschen Flügelschlägen und
dazwischen eingeschalteten Gleitflugstrecken erinnert etwas an Mehlschwalben. Dabei ist schon von weitem vor ihrer Sichtung ihr typischer Flugruf zu hören - ein gedämpftes "prürr" oder
"rüpp".
Die Tendenz zur Ausbreitung der Bienenfresser in Mitteleuropa ist bereits jetzt erkennbar und wird bei zunehmender Klimaerwärmung voranschreiten.
Text und Bild: Walter Malkmus
Der Mittelspecht - ein Bewohner alter, totholzreicher Laubwälder
Der Spessart (von "Spechts-haardt" = Spechtswald abgeleitet) ist idealer Lebensraum nahezu aller heimischen Spechtarten. Einer von ihnen ist der etwa starengroße Mittelspecht (Dendrocopus
medius). Im Gegensatz zu dem sehr ähnlich gezeichneten, etwas größeren Buntspecht hat der Mittelspecht stets eine rote Kopfplatte, helle Kopfseiten und einen rosaroten, schwarzgrau gestrichelten
Bauch.
Er brütet in Gegenden mit mildem Klima, vorwiegend in Laubwäldern mit hohem Alteichenanteil. Wegen seiner Vorliebe für totholzreiche, naturnahe Wälder wird der Mittelspecht auch "Urwaldspecht"
genannt. Doch taucht er auch in Auwäldern, Streuobstwiesen, Parks und im Winter sogar in Hausgärten mit altem Baumbestand auf.
Seine Bruthöhle wird meist in Laubholzstämme mit geschädigtem oder ausgefaultem Holz angelegt. Das Weibchen legt ab Mitte April 4-5 reinweiße Eier, die etwa 14 Tage bebrütet werden.
Die Nahrung des Mittelspechts besteht im Sommer vor allem aus zweig- und blattbewohnenden Insekten, im Herbst und Winter meist aus Eicheln und Bucheckern, in Hausgärten an Futterstellen auch aus Fetten, Hanf- und Sonnenblumenkernen.
Die Verbreitung des Mittelspechts in Bayern konzentriert sich auf die laubholzreichen Mittelgebirge Unter- und Mittelfrankens wie den Spessart und den Steigerwald. Konsequenter Schutz von Auwäldern, Ausweisung weiterer Naturwaldreservate und Waldnaturschutzgebiete mit hohem Alteichen- und Totholzanteil tragen zur Bestandssicherung der Urwaldspechts bei.
Text und Bild: Walter Malkmus
Das Teichhuhn - ein heimlicher Röhrichtbewohner
Das etwa taubengroße Teichhuhn gehört zu den Rallen und ist ein Bewohner von Schilf- und Röhrichtbeständen an langsam fließenden Gewässern, in Sumpfgebieten, an See- und Teichufern, aber auch an Dorfteichen und Parkgewässern. Sein Gefieder ist grauschwarz bis dunkelolivbraun gefärbt mit weißen Streifen an den Flanken. Der Schwanz ist kurz und unterseits weiß und wird meist unter Zuckbewegungen nach oben gestelzt getragen. Markenzeichen des Teichhuhns sind seine langen grünen Beine und Zehen sowie sein feuerroter Schnabel mit gelber Spitze.
Das Nest wird meist gut gedeckt in der Ufervegetation angelegt. Das Gelege besteht aus 5-11 Eiern, die vom Männchen und Weibchen abwechselnd etwa drei Wochen lang bebrütet werden. Die flaumigen Jungen sind schwarz gefärbt und werden von den Eltern zwei bis drei Wochen lang gefüttert. Dabei wirken bunte Farbabzeichen am Kopf von Alt- und Jungvögeln als Signale bei der Fütterung. Häufig kommt es zu zwei Bruten im Jahr. Mitunter wird dabei das zweite Gelege bereits bebrütet, ehe die Jungen des Ersten selbständig geworden sind. Man spricht dann von einer Schachtelbrut.
Teichhühner sind in der Regel Standvögel, die insbesondere im Winter in Parkanlagen auch an Land nach Nahrung suchen und ihre sonstige Heimlichkeit und Scheu ablegen. In ihrem angestammten Lebensraum stoßen sie bei Beunruhigung oder Gefahr ein scharfes "kjürrk" oder "kikeck" aus.
Text und Bild: Walter Malkmus
Die Uferschwalbe - ein koloniebrütender Höhlenbrüter in Steilwänden
Unter den drei heimischen Schwalbenarten ist die Uferschwalbe (Riparia riparia) die unscheinbarste und kleinste. Ihr Gefieder ist oberseits erdbraun, unterseits rahmweiß mit einem braunen Brustband. Der relativ kurze Schwanz ist nicht tief, aber deutlich gegabelt.
Uferschwalben besiedeln ursprünglich offene und halboffene Landschaften in den Auegebieten größerer Flüsse. Voraussetzung für eine Ansiedlung und Brut sind Steilwände aus Lehm, Sand und feinem Kies, in die Brutröhren gegraben werden können. Solche natürlichen Steilwände kommen als Abbruchkanten an Prallufern von Flüssen und an Meeressteilküsten vor. Da Flussläufe mit natürlicher Dynamik in unserer Landschaft so gut wie nicht mehr vorhanden sind, brüten die meisten Uferschalbenpaare im Binnenland in Sekundärlebensräumen wie Sand- und Kiesgruben in der Nähe von Gewässern.
Uferschwalben sind Zugvögel, die in Westafrika überwintern und Ende April in ihre mitteleuropäischen Brutgebiete zurückkehren. An geeigneten Steilwänden brüten sie oft in Kolonien von bis zu
mehreren hundert Paaren. Das Nest wird in einer selbstgegrabenen Erdhöhle in eine Steilwand gebaut. Am Ende der 60 bis 100 Zentirmer langen Röhre befindet sich in einer backofenförmigen
Erweiterung das Nest. Im Landkreis Main-Spessart kommen nur noch wenige Uferschwalbenkolonien in noch ausgebeuteten Sandgruben wie in Retzbach und Steinbach vor.
Text und Bild: Walter Malkmus
Der Halsbandschnäpper - ein Charaktervogel alter totholzreicher Laubwälder
Der Halsbandschnäpper - ein Charaktervogel alter totholzreicher Laubwälder
Der schmucke Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis) mit seinem schwarzweißen Federkleid besiedelt alte, lichte und totholzreiche Laubwälder mit großem Höhlenangebot. Eine Erfassung seiner Brutreviere im Zentral- und Ostspessart durch den Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) Kreisgruppe Main-Spessart hat ergeben, dass die Art im Hochspessart ihren bayerischen Verbreitungsschwerpunkt hat.
Er brütet mit Vorliebe in verlassenen Specht- oder natürlichen Stamm- und Asthöhlen, oftmals auch in Aststümpfen im Kronenbereich. Von
erhöhter Warte aus den Baumkronen alter Eichen und Buchen ertönt von Ende April bis Anfang Juni sein langgezogener, etwas melancholischer Gesang.
Der Kronenbereich ist auch sein Jagdrevier, wo er geschickt Fluginsekten aller Art wie Zwei- und Hautflügler, Schmetterlinge und Käfer erbeutet. Für die Aufzucht seiner Brut spielen vor allem Schmetterlingsraupen eine wichtige Rolle.
Der Halsbandschnäpper gilt als Indikator (Zeigerart) für naturnahe,
totholzreiche Laubwälder mit hoher Artenvielfalt und ist in der Roten Liste
der Brutvögel Deutschlands als stark gefährdet eingestuft.
Text und Bild: Walter Malkmus
Der Star - stimmfreudiger Frühlingsbote und Imitationskünstler
Einer der stimmfreudigsten Frühlingsboten mit einem großen Gesangsrepertoire ist der Star (Sturnus vulgaris). Er ist ein Strichvogel, der in den Wintermonaten meist in südlichere Gefilde ausweicht. Ein Teil bleibt jedoch in milden, schneearmen Wintern in der Heimat zurück.
Die ersten Stare in diesem Jahr wurden bereits im Februar gesichtet. In diesen Märztagen kehrt der Großteil der geselligen Vögel aus dem Süden zurück. Ihr grauschwarzes, weißgeflecktes Gefieder erstrahlt jetzt im Frühling in metallischem Glanz. An sonnigen Tagen zwitschern und tirilieren die Männchen flügelrudernd und mit gesträubten Kehlfedern ihre abwechslungsreichen Gesangsstrophen aus dem Geäst eines Baumes. Sie sind Meister der Imitationskunst und ahmen die Gesänge und Rufe anderer Vögel täuschend echt nach.
Als Höhlenbrüter bezieht der Star gerne verlassene Stamm- und Asthöhlen von Spechten, insbesondere in alten Streuobstbeständen. Durch das Entfernen alter Obstbäume werden dem Star viele Brutmöglichkeiten genommen. Zudem wird das Nahrungsangebot durch die industrielle Landwirtschaft mit ihrem massiven Einsatz von Pestiziden für den Star und viele weitere Singvögel erheblich reduziert.
Text und Bild: Walter Malkmus
Die Haubenmeise - die dreieckige spitze Federhaube ist ihr Markenzeichen.
Im Gegensatz zu den häufigen Kohl- und Blaumeisen ist die Haubenmeise (Parus cristatus) im Ortsbereich ein eher seltener Gast am Futterhaus. Markenzeichen der zierlichen, unscheinbar gefärbten Meise ist ihre spitze, dreieckige, schwarzweiß geschuppte Federhaube, die sie von allen anderen Meisenarten deutlich unterscheidet.
Ihr Lebensraum sind vor allem Nadelwälder, vorwiegend ältere Fichten- und Kiefernbestände. Nur selten verirrt sie sich in einen Laubwaldbereich und nur dann, wenn er von Nadelbäumen durchsetzt
ist.
Der wenig gesellige Vogel brütet vor allem in Höhlen und Spalten von Baumstämmen, aber auch in Nistkästen.
Haubenmeisen ernähren sich vorwiegend von kleinen Insekten, Spinnen und im Winter vor allem von Sämereien.
Unverkennbar ist ihr eintöniger typischer Gesang, der wie "zi gürrr" oder einfach "gürr" klingt.
Text und Bild: Walter Malkmus
Gänsesäger sind hervorragende Schwimmer und Taucher
Der mehr als stockentengroße Gänsesäger (Mergus merganser) ist ein entenartiger Schwimmvogel mit rotem Schnabel, der an der Spitze hakenförmig gekrümmt ist. Die Männchen leuchten mit ihrem schneeweißen Seiten- und Bauchgefieder sowie ihrem schwarzen, grünschillernden Kopf schon von weitem auf der Wasserfläche. Die Weibchen dagegen tragen ein überwiegend grauweißes Gefieder mit einem fuchsroten, schopfigen Kopf.
Gänsesäger liegen tief im Wasser und sind hervorragende Schwimmer und Taucher.
In den Wintermonaten kann man die aus Nordeuropa eingeflogenen Vögel häufig auf dem Main beobachten, insbesondere wenn die Wintertage frostig und schneereich und die stehenden Gewässer meist zugefroren sind. Sie tummeln sich dann in kleineren Trupps auf der offenen Wasserfläche des Mains wie zum Beispiel im Buhnenfeld vor dem Schutzgebiet Rodenbacher Auwald südlich von Lohr.
Text und Bild: Walter Malkmus