Schwanzmeise als geschickte Turnerin
Unter den heimischen Singvögeln trägt die Schwanzmeise (Aegithalos caudatus) im Verhältnis zu ihrer Körpergröße den längsten Schwanz. Er ist länger als der kleine Körper und dient als Steuer und
"Balancierstange" beim Herumturnen während der Nahrungssuche im dünnen Astwerk. Der rundliche kleine Kopf hat in der Regel einen breiten schwärzlichen Streifen über den Augen. Seltener kommen
Tiere mit rein weißem Kopf vor.
Außerhalb der Brutzeit und vorwiegend in der kalten Jahreszeit durchstreifen die Vögel in kleinen Trupps Feldgehölze, lichte Wälder und Parkanlagen. Ständig auf Nahrungssuche bedacht, turnen sie
nach Meisenart im Gezweig umher und lassen dabei hohe und feine Laute ertönen, die wie "srii" und "tsrrr" klingen. Insbesondere im Winter tauchen sie auch in Hausgärten auf und machen sich über
aufgehängte Meisenknödel her.
Text und Bild: Walter Malkmus
Der Gimpel - ein verbreiteter Finkenvogel mit hübscher Färbung
Der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula), auch Dompfaff genannt, ist ein etwa sperlingsgroßer Finkenvogel. Seine Kennzeichen sind: dicker, kurzer Kegelschnabel, schwarze Kopfplatte, grauer Rücken, schwarze, weißgebänderte Flügel sowie schwarzer Schwanz und weißer Bürzel. Die Geschlechter sind deutlich an der Gefiederunterseite zu unterscheiden: Während das Männchen kräftig rosafarben leuchtet, ist das Weibchen beigegrau gefärbt.
Der Gimpel ist ein in Europa weit verbreiteter Vogel, der vorwiegend in Wäldern, Parkanlagen und Gärten brütet. Im Winter streifen die Vögel paarweise umher und ernähren sich vor allem von Sämereien. Im zeitigen Frühjahr knabbern sie an schwellenden Baumknospen und zur Brutzeit stehen auch Insekten auf ihrem Speiseplan.
Ihr weicher, etwas wehmütiger Ruf klingt wie „djüh“.
Text und Bild: Walter Malkmus
Der Eichelhäher als Waldgärtner
Der allgemein bekannte Eichelhäher (Garrulus glandarius) ist ein Rabenvogel und brütet in Wäldern aller Art, aber auch im Kulturland wie in Feldgehölzen, größeren Parkanlagen und sogar Gärten.
Das Nest wird meist gut versteckt in Bäumen oder in Buschwerk gebaut. Die fünf bis sechs Eier werden von beiden Partnern etwa 16 Tage bebrütet. Die Eltern füttern die Jungen knapp drei Wochen lang im Nest bis zum Flüggewerden vorwiegend mit Insekten, aber auch mit Sämereien und Früchten. Die Altvögel fressen neben Früchten aller Art und diversen Sämereien auch größere Insekten sowie Eier und Jungvögel, die sie aus den Nestern holen.
Im Herbst, wenn die Eicheln reif werden, ernten Eichelhäher jede Menge von ihnen (Name!) und verbuddeln einen Teil davon im Waldboden als Vorrat für die Wintermonate. Viele der versteckten Eicheln finden sie jedoch nicht mehr und werden somit zu unfreiwilligen Gärtnern des Waldes.
Mit ihrem lauten durchdringenden Rätschen sind sie auch die „Polizei des Waldes“, die jeden Störenfried und Eindringling im Wald sofort „meldet“ und andere Waldbewohner warnt.
Text und Bild: Walter Malkmus
Der Zwergtaucher - unser kleinster heimischer Taucher
Mit einer Körperlänge von nur 24-28 cm ist er der kleinste unter den einheimischen Tauchern und wird oft mit Entenküken verwechselt. Kennzeichen des Wasservogels sind sein kurzer
Hals und sein gestutzt wirkender Körper. Im Frühjahr zur Brutzeit trägt er an den Kopfseiten und am Vorderhals ein kastanienbraunes Gefieder, während zur Herbst- und Winterzeit Hals und
Wangen sandbraun gefärbt sind. Sein Körperbau mit weit hinten am Körper ansetzenden Beinen und langen Zehen mit Schwimmlappen ist vortrefflich an das Tauchen angepasst.
Der scheue Vogel brütet an vegetationsreichen Ufern oft kleinster Binnengewässer und versteckt sich gerne in der Ufervegetation. Bei seinen Tauchgängen ist er meist länger unter als
über der Wasseroberfläche zu sehen. Seine Anwesenheit verrät er durch weit hörbare, hoch bibbernde Triller wie "bibibibibibi..."
Im Landkreis Main-Spessart ist er ein seltener Brutvogel.
Text und Bild: Walter Malkmus
Grauschnäpper mit gezielter Fangstrategie
Der schlanke, wenig scheue Vogel von der Größe einer Kohlmeise trägt oberseits ein graubraunes Gefieder, während der Oberkopf sowie die hellere Kehle und Brust fein dunkelgrau gestrichelt
sind.
Von einem meist unbelaubten Ast aus macht er nahezu unentwegt Jagd auf herumfliegende Insekten aller Art, die er im Flug zielsicher erhascht. Auch größere Insekten wie Libellen stehen dabei auf
seiner Speisekarte. Auffallend ist das häufige Flügelzucken des Vogels auf seiner Sitzwarte, auf die er meist stets nach einem kurzen Jagdausflug zurückkehrt.
Der Grauschnäpper brütet unauffällig unter Dachvorsprüngen, in Holzschuppen, auf Stützbalken, in Mauerlöchern, in dichten Kletterpflanzen und Halbhöhlennistkästen. Die Brut wird von beiden Partnern gefüttert und auch noch mehrere Tage nach Verlassen des Nestes betreut.
Als Langstreckenzieher fliegt der Grauschnäpper bereits Anfang September in sein Winterquartier nach Zentral- bis Südafrika. Erst im Mai kehrt er von seiner langen Reise wieder in seine Heimat zurück.
Text und Bild: Walter Malkmus
Der Wiedehopf –
eine unverwechselbare Vogelerscheinung
Mit seinem kontrastreich gefärbten orange-schwarz-weißen Federkleid, seiner aufrichtbaren Federhaube und seinem dünnen, gebogenen Schnabel ist der Wiedehopf (Upupa epops) eine auffallende , unverwechselbare Vogelerscheinung.
Er liebt offene, warme und trockene Landschaften mit niedriger Pflanzendecke, großem Insektenreichtum und ausreichendem Höhlenangebot. Brutplätze sind vorwiegend Astlöcher, verlassene Spechthöhlen, Mauerspalten, Felshöhlen, aber auch Steinhaufen.
Seine Nahrung besteht vor allem aus Insekten aller Art, insbesondere aus Raupen und Käfern.
Während er in den Trockengebieten im Mittelmeerraum eine häufige Erscheinung ist, ist sein Bestand in Mitteleuropa aufgrund der Intensivierung der landwirtschaftlichen Bodennutzung in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. In Bayern ist der Wiedehopf seit 1997 kein regelmäßiger Brutvogel mehr. Im Jahr 2012 gab es in der Gemarkung Retzbach eine Wiedehopfbrut.
Sein dreisilbiger Ruf, ein gedämpft klingendes „upupup“, ist weit zu hören und verrät deshalb schon aus der Ferne die Anwesenheit des scheuen Vogels.
Text und Bild: Walter Malkmus
Die Graugans - Stammform unserer Hausgans
Die Graugans (Anser anser) ist unsere häufigste Wildgans und die Stammform unserer Hausgans. Mit einer Körperlänge von bis zu
84 cm ist sie auch neben der seltenen Saatgans unsere größte Wildgansart und ein Brutvogel verschiedenartigster Feuchtgebiete.
War sie im Landkreis Main-Spessart Ende des vergangenen Jahrhunderts noch eine Seltenheit, so hat sie in den letzten 10-20 Jahren erheblich zugenommen und brütet am Main auf Buhnenfeldern und
schilfbestandenen Ufern.
Ihr Gefieder ist ziemlich kontrastarm braungrau, die Beine sind matt rosa und der keilförmige Schnabel ist orange bis rosa gefärbt.
Ihre Stimme sind gackernde, meist dreisilbige Rufe, die bei Gefahr oder bei Flucht lautstark und penetrant ertönen.
Das Nest der Graugans wird meist versteckt in Wassernähe an schwer zugänglichen Stellen gebaut und von den Eltern streng bewacht. Das Weibchen legt drei bis neun weißliche Eier und bebrütet sie rund vier Wochen lang. Die Gänseküken sind Nestflüchter und werden von beiden Eltern geführt und bei Gefahr vehement verteidigt.
Dank den Beobachtungen des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz ist die Graugans zu einem wichtigen Tier in der vergleichenden Verhaltensforschung geworden.
Bild und Text: Walter Malkmus
Seltener Grauspecht als Ameisenfresser
Der etwa amselgroße, relativ seltene Grauspecht (Picus canus) ist kleiner als sein enger Verwandter, der Grünspecht. Während beim Grünspecht die gesamte Kopfplatte rot gefärbt ist, trägt das Grauspecht-Männchen nur einen roten Stirnfleck, der beim Weibchen ganz fehlt. Auch ist sein Gefieder insgesamt – wie sein Name besagt – eher graugrün und nicht so grün wie bei seinem größeren Vetter. Der heimliche Vogel ist ein Bewohner von naturnahen Laub- und Auwäldern mit morschen Laubbäumen, aber auch von großen Parks und Streuobstwiesen. Er ernährt sich von Insekten aller Art, vorzugsweise aber von Ameisen, die er auf Lichtungen und an Waldrändern mit seiner klebrigen Zunge einsammelt. Sein Gesang besteht aus sechs bis neun Pfeiftönen, die in der Tonhöhe abfallen und zum Ende zu langsamer werden. Im Gegensatz zur lauten und lachenden Rufreihe des Grünspechts klingen sie eher verhalten und wehmütig.
Bild und Text: Walter Malkmus
Bild 1: Grauspecht Weibchen Bild 2: Grauspecht Männchen
Der Kiebitz - Vogel des Monats und Vogel des Jahres 2024
Die industrialisierte Landwirtschaft mit ihrem zunehmenden Pestizideinsatz sowie die Trockenlegungen von Feuchtwiesen und feuchtem Ackerland haben zu
einem drastischen Rückgang der Kiebitz-Bestände in Bayern geführt.
Um auf diesen Missstand hinzuweisen, wurde der Kiebitz zum Vogel des Jahres 2024 gekürt.
Der taubengroße Kiebitz (Vanellus vanellus) gehört zur artenreichen Gruppe der Watvögel (Limikolen) und ist an seinem schwarzweißen Gefieder und dem langen Schopf gut zu erkennen. Die Oberseite seiner lappigen Flügel und der Rücken weisen einen grünvioletten Metallglanz auf. Namengebend für den Vogel waren seine gellenden "kiewitt"-Rufe, die er im Frühling bei gaukelnden Balz- und Flugspielen über seinem Revier erklingen lässt.Der Kiebitz bewohnt offenes Gelände mit niedriger Vegetation. Er bevorzugt dabei feuchte Wiesen oder feuchtes Ackerland, Rieselfelder, Brachland, aber auch Schlamm- und Schlickbänke an See- und Flussufern oder an der Küste. Eine flache Bodenmulde, die nur mit spärlichem Nistmaterial ausgelegt wird, dient als Nest. Das meist aus vier Eiern bestehende Gelege ist durch die olivgrüne, dunkelgefleckte Färbung bestens getarnt. Jeder Eindringling in das Brutrevier wird vom Männchen vehement angegriffen und durch akrobatische Flugmanöver vertrieben.
Noch bis Ende des vorigen Jahrhunderts gab es im Landkreis Main-Spessart mehrfache Kiebitzbruten am Baggersee südlich von Lohr oder in den Werntalwiesen zwischen Gössenheim und Eußenheim.
Aktuelle Brutnachweise im Landkreis konnten in den letzten zwanzig Jahren nicht mehr erbracht werden. Nur noch auf dem Frühjahrsdurchzug kann man bei uns Kiebitze in der ersten Märzhälfte
auf Wiesen und Feldern auf der Fränkischen Platte und im Maintal in größeren Gruppen beobachten, ehe sie in ihre nördlichen Brutgebiete weiterziehen.
Text und Bilder: Walter Malkmus
Bild 1: Kiebitz-Männchen Bild 2: Kiebitz Gelege
Stieglitze sind die buntesten einheimischen Finken
Unter den heimischen Finken ist der Stieglitz (Carduelis carduelis) wohl der bunteste Vertreter. Sein rot-gelb-braun-schwarz-weißes Gefieder unterscheidet ihn von allen anderen Finkenarten. Mit seinem Kegelschnabel – dem Markenzeichen aller Finken – öffnet er gekonnt Sämereien von Stauden und Wiesenpflanzen, besonders von Disteln, was ihm auch den Namen Distelfink eingebracht hat.
Bei der Nahrungssuche hängt und klettert er geschickt an Stängeln und Samenständen, zum Teil mit dem Kopf nach unten.
Untersuchungen von Ornithologen haben ergeben, dass die Samen von nicht weniger als 152 Pflanzenarten als Stieglitznahrung dienen.
In den Wintermonaten taucht er gerne in kleineren Trupps, oft auch in Gesellschaft von Erlenzeisigen, in Hausgärten auf und macht sich über das angebotene Futter her. Bevorzugt werden dabei Sonnen-blumenkerne und andere Sämereien.
Eine Empfehlung des LBV:
In Hausgärten sollte man welke Pflanzenstauden mit Samenständen den Winter über als Nahrungsquelle für Stieglitze stehen lassen.
Text und Bild: Walter Malkmus
Gesellige Erlenzeisige als Wintergäste
Ab November fallen Erlenzeisige als Wintergäste aus dem hohen Norden Europas in großen Schwärmen in von Erlen gesäumten Bachtälern des Spessarts ein. Der Erlenzeisig (Carduelis spinus) ist ein kleiner Finkenvogel von nur 11-12 Zentimeter Körperlänge mit grüngelblichem, schwarzgestricheltem Federkleid und gelbweißer Flügelbinde. Nur die kräftiger gefärbten Männchen tragen dabei eine schwarze Kopfkappe.
Die sehr geselligen Vögel sind nur selten einzeln zu beobachten. Meist knabbert ein ganzer Schwarm von 50 bis 100 Tieren kopfüber hängend an den reichlich mit Samen gefüllten Erlenfrüchten. Das quirlige Vogelvölkchen ist meist mit nasalen Zwitscherlauten in ständiger Bewegung. Bei der geringsten Störung erhebt sich wie auf Kommando der ganze Schwarm in die Lüfte, dreht eine Runde über dem Bachtal und fällt anschließend wieder in einer Erle ein.
Häufig tummeln sich Erlenzeisige auch in Hausgärten, wo sie sich in Gruppen von über 20 Vögeln an Futtersäulen und Vogelhäuschen über Sonnenblumenkerne und Erdnussbruch hermachen und oft über viele Tage lang den reichlich "gedeckten Tisch" heimsuchen.
Text und Bild: Walter Malkmus